Interview mit Sebastian Pawels: "Sei du selbst und versteck dich nicht!"

Hand hält Megafon vor Kreis mit Regenbogen im Hintergrund

Im Zuge des Pride Months haben wir mit Sebastian Pawels ein kleines Interview geführt. Er ist seit über zehn Jahren Teil der Allianz-Familie. Zu Beginn war er unsicher, wie sich der Großkonzern zum Thema LGBTQ+ positioniert, bis er nach kurzer Zeit auf das Allianz Pride Netzwerk stieß. Mittlerweile leitet Sebastian das Allianz Pride Germany Netzwerk und hat einen Sitz im Global Allianz Pride Board.

Seit wann bist du Mitglied des globalen und deutschen Pride Boards? Und wie engagierst du dich im Zuge des Netzwerkes?

Ich bin seit 2014 Mitglied des deutschen Pride Netzwerkes und habe mich relativ schnell an der Planung von Events und Informationskampagnen beteiligt. Über die Jahre habe ich mich intensiver engagiert, sodass ich seit 2021 nun auch das Allianz Pride Germany Netzwerk mit Blick auf ganz Deutschland leite.

Ende 2020 habe ich aufgrund meines Engagements das Angebot bekommen, einen Sitz im Global Allianz Pride Board zu besetzen. Das habe ich gerne angenommen, weil es gerade international noch immer riesige Unterschiede bei den Rechten von LGBTQ+ gibt. 

Als Global Pride Board fungieren wir als verbindendes und koordinierendes Element zwischen den inzwischen vielen lokalen Pride Netzwerken. Gleichzeitig sprechen wir mit Group People and Culture und dem Senior Management über Themen, die aus einer globalen Sicht in der gesamten Allianz-Gruppe angegangen werden sollten.

Foto von Sebastian Pawels, der seit 10 Jahren bei der Allianz tätig ist und sich dort mit Themen der LGBTQ+-Community auseinandersetzt.

Sebastian Pawels

Sebastian arbeitet seit über zehn Jahren bei der Allianz und ist seit neun Jahren Mitglied der Pride Initiative. Mittlerweile leitet er nicht nur das Allianz Pride Germany Netzwerk, sondern hat auch seit 2020 einen Sitz im Global Allianz Pride Board.

Wie fördert das Netzwerk Vielfalt und eine offene Kultur bei der Allianz?

Wir fokussieren uns auf die Belange von LGBTQ+, also von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transidenten, queeren Menschen und Kolleg:innen, sowie allen weiteren Identifikationsformen in unserer Community (dafür steht das + als Sammel-Symbol).

Wir fördern Vielfalt und eine offene Kultur auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Mit Blick auf unsere internen Kolleg:innen informieren wir beispielsweise zu verschiedenen Aspekten aus der LGBTQ+ Community durch Infoveranstaltungen, Vorträge und Podiumsdiskussionen. 2020 haben wir eine Podiumsdiskussion mit einer Trans-Kollegin, unserer globalen People and Culture Chefin und unserem Operations-Vorstand organisiert. Das Thema hat viel Aufmerksamkeit bekommen und man hat richtig gemerkt, wie wichtig es vielen Kolleg:innen war, offen über solche Themen zu sprechen und sich gehört und verstanden zu fühlen.

Daneben sind wir Teil eines von unseren Diversity-, Equity- & Inclusion-Kolleginnen organisierten Mentoring-Programmes. Im Rahmen dessen stehen wir sowohl Führungskräften, als auch Mitarbeitenden als Mentor:innen zur Seite. 

Anlässe können sein, dass sich jemand im Team geoutet hat und man sich fragt, wie man damit umgehen kann, ohne dass es sich für die Führungskraft, das Team oder den/die Geoutete:n komisch anfühlt. Es kann aber auch sein, dass es im privaten Umfeld ein Thema gibt, das ein:e Mitarbeiter:in nicht so gut alleine verarbeiten kann. Auch dann stehen wir als Teil der LGBTQ+ Community gerne als Gesprächspartner zur Verfügung.

Was schätzt du besonders am Allianz Pride Netzwerk?

Die ganzen tollen Menschen, die sich für das Thema einsetzen und die ich in den vergangenen Jahren kennenlernen durfte. Wir haben sowohl im Netzwerk, als auch in der Allianz, eine großartige Familie von Kolleg:innen, die ihre Werte wirklich leben und sich für ihre Überzeugungen einsetzen. Da habe ich persönlich viel mitgenommen!

Das bringt mich auch schon zum zweiten Aspekt, den ich sehr schätze. Wir sind ein unabhängiges Mitarbeitenden-Netzwerk der Allianz. Alle Themen und Aktivitäten kommen direkt aus der Mitte der Belegschaft. Wir erleben als Unternehmen täglich, was wir mit dem Netzwerk alles erreichen. Das ist für uns keine Marketing-Kampagne, sondern wirkliche Überzeugung. 

Nun könnte man sagen: Aber wozu braucht es dann überhaupt das Netzwerk, wenn doch alles schon so gut ist? Diese Frage wird mir oft gestellt. Es gibt immer noch Bereiche in unserer Gesellschaft, in denen offen oder verdeckt, eben noch nicht alles in Ordnung in Bezug auf die Gleichberechtigung von LGTBQ+ ist. Auch hier in Deutschland, einem, wie ich finde, sehr offenen und toleranten Land. Und genau aus diesem Grund ist es mir wichtig, dass es uns als Netzwerk gibt. Dadurch haben wir die Möglichkeit zu zeigen, für welche Werte wir in der Allianz stehen, intern wie auch extern, und unserer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen. Und das im gemeinsamen Schulterschluss mit unserem Management. Das finde ich unglaublich wichtig, weil sich immer noch Menschen "schlecht" fühlen und denken, sie können nicht offen mit ihrem persönlichen Lebensentwurf umgehen. Genau für diese Menschen setzen wir ein Zeichen!

Das bringt mich zum dritten Punkt, den ich am Netzwerk schätze: Wir können durch die Netzwerkarbeit etwas zum Positiven verändern, das weit über uns als Einzelpersonen und die Unternehmensgrenzen hinausgeht. Wir arbeiten an Themen, die unser tägliches Leben und die Kultur der Zusammenarbeit und des Zusammenlebens im Unternehmen, aber auch in der Gesellschaft betreffen. Das ist nicht immer leicht, aber es ist ganz bestimmt ein starker Motivator.

Wenn ich mir ansehe, was wir in den letzten zehn Jahren alles bewirkt haben, erfüllt mich das mit einer tiefen Dankbarkeit für all die tollen Menschen, die das Netzwerk gegründet haben, die sich voller Energie für die Themen eingesetzt haben und die einfach auch im alltäglichen das leben, was uns zu einem vielfältigen und offenen Unternehmen macht. Das schließt übrigens die bedingungslose und tolle Unterstützung unseres Managements mit ein.

Sei du selbst, versteck dich nicht & verteile deinen ganz persönlichen Glitzerstaub
Sebastian Pawels

Welche Bedeutung hat der Pride Month für dich? Und welche Aktivitäten habt ihr geplant?

Der Pride Month bzw. die Pride Months (inzwischen sind für uns Juni, Juli und August relevant) geben zuallererst eine gewisse Taktung für unsere Aktivitäten vor. Begonnen bei der Teilnahme an der CSD-Parade, aber auch für interne Awareness-Kampagnen und -Veranstaltungen.

Die CSD-Paraden sind definitiv der Moment, in dem am deutlichsten sichtbar wird, welche Früchte man aus seiner Arbeit erntet. Hier entstehen viele Gänsehautmomente, welche den Akku für die Arbeit an den Themen wieder aufladen. Die gesteigerte Sichtbarkeit für die LGBTQ+ Community in diesen Monaten bietet uns die Möglichkeit, Menschen zu erreichen, für die das Thema eher weiter weg ist, und sie dafür zu sensibilisieren, wofür wir beim CSD auf die Straße gehen und welche Missstände es weltweit noch an vielen Stellen gibt.

Positiver formuliert bieten uns die Pride Months die Gelegenheit, Offenheit, Toleranz und Vielfalt zu feiern. Und zwar nicht nur mit Blick auf LGBTQ+, sondern für mich ist das auch immer ein Anlass, zusammen mit unseren anderen Netzwerken und Kolleg:innen zu feiern, was für eine tolle und bunte Familie wir bei der Allianz sind. Neben der Teilnahme an den CSDs in München, Berlin und voraussichtlich auch mit unseren "neuen" Netzwerken in Stuttgart und Hamburg, informieren wir über Artikel im Intranet und interne Veranstaltungen. Flankierend bespielen wir die Allianz-Social-Media-Kanäle mit Inhalten zum Thema, um unsere Nachricht in die Welt zu tragen und für unsere Werte einzustehen.

Wichtig ist mir, dass wir die Themen nicht nur in den Pride Months bespielen und danach wieder vergessen, sondern dass wir kontinuierlich darüber sprechen und tagtäglich das leben, wofür wir stehen.

Möchtest du uns noch etwas mit auf den Weg geben?

Zuallererst bin ich unglaublich glücklich über all die Unterstützung, die wir als Netzwerk über die Jahre erfahren durften. Hier möchte ich unsere "Straight Allies" besonders hervorheben, also unsere Untersützer:innen, die sich selbst nicht zur Gruppe der LGBTQ+ zählen. Das ist mindestens genauso wichtig, wie die Community selbst, wenn nicht sogar noch wichtiger. Sie sind der Wind unter unseren Flügeln, ohne den wir nicht fliegen könnten. Unsere Straight Allies sind aktiver Teil unseres Allianz Pride Netzwerkes und arbeiten mit uns gemeinsam an den Themen.

Der zweite Aspekt ist mein persönliches Verständnis von Vielfalt und Offenheit. Unabhängig davon, welches Thema, welche Gruppe, welche Vielfaltsdimension wir uns ansehen – Vielfalt beginnt für mich im Kleinen, bei jedem Einzelnen von uns. Stehe ich lieber um 4 Uhr morgens auf, oder lieber um 9 Uhr? Mag ich meinen Kaffee schwarz, mit Milch oder Zucker?

Was meine ich damit? Es gibt Verschiedenheiten bei uns allen, im Kleinen, wie im Großen. Und diese Verschiedenheiten sollten wir nutzen, um etwas Tolles zu schaffen, das über uns als Individuen hinausgeht. Verschiedenheit macht die Welt ein Stückchen besser und bringt uns dazu, viel mehr Freude bei dem zu empfinden, was wir tagtäglich tun.

Insofern: Seid ihr selbst, versteckt euch nicht und verteilt euren ganz persönlichen Glitzerstaub. Geht offen auf Menschen zu, deren Glitzerstaub eine andere Farbe hat. Zusammen wird’s nämlich schöner, weil bunt einfach toll ist!

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Dieser Beitrag ist zuerst auf der Karriereseite von der Allianz erschienen. Du möchtest mehr über Diversity & Inclusion bei der Allianz erfahren? Hier geht's lang.

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