Berechnung des CO₂-Fußabdrucks bei BASF: Nachhaltigkeit trifft Digitalisierung

Autor*innen
Pascal Thommen und Julian Gebhard
Unterstützt von
in Kooperation mit BASF
Ein Mann misst die Pflanze mit einem Lineal

Martin Binder ist Program Manager im Projekt SCOTT bei BASF. In seiner Arbeit setzt er sich mit der Berechnung des CO₂-Fußabdrucks auseinander.

Dr. Martin Binder

Dr. Martin Binder ist Program Manager im Projekt SCOTT. Er hat ein Studium der Mathematik und Politikwissenschaft mit anschließender Promotion in empirischer Politikwissenschaft absolviert. Bei BASF hat er bei der Stabsstelle Kommunikations-Controlling begonnen; seit über drei Jahren ist er maßgeblich am Projekt zur Berechnung der CO₂-Fußabdrücke beteiligt.

Herr Dr. Binder, Sie beschäftigen sich in Ihrer täglichen Arbeit mit der Energietransformation und der Berechnung des CO₂-Fußabdrucks bei BASF. Können Sie kurz erklären, was das bedeutet?

Nehmen wir das Beispiel einer Shampoo-Flasche. Während ihrer Produktion verursacht diese Flasche und ihr Inhalt einen gewissen Betrag an CO₂. Dem Endverbraucher oder der Endverbraucherin wird es immer wichtiger zu wissen, was dieses Produkt während seines Lebenszyklus an CO₂-Emissionen verursacht, also CO₂ und CO₂-äquivalente Gase in die Atmosphäre abgibt. 

In der Prozess- und Chemieindustrie ist das nicht ganz so einfach wie bei einer handelsüblichen Shampoo-Flasche. Ähnlich wie bei einem Auto kann bei einer Flasche der CO₂-Abdruck der einzelnen Bestandteile relativ einfach addiert werden. Beim Inhalt der Flasche wird das häufig schon schwieriger, da es sich um Mischungen aus Produkten handelt. Und wir bei BASF haben es – in der Regel – mit sehr komplexen Stoffen und Materialien zu tun, die weiterverarbeitet werden. Wir müssen beachten, wo welcher Teil des CO₂-Abdrucks bei der Verarbeitung entsteht und was die Ursachen dafür sind. Dafür haben wir Regeln definiert und ein komplexes System aufgesetzt. 

BASF möchte diesen CO₂-Fußabdruck nicht nur mit Kund:innen teilen, sondern auch reduzieren und am Ende sogar für ausgewählte Produkte auf null kommen. In welchen Bereichen streben Sie das an?

Wir bei BASF haben uns zum Ziel gesetzt, die CO₂-Emissionen, die durch unseren eigenen Betrieb verursacht werden, auf null zurückzufahren. Dies wollen wir bis 2050 erreichen. Wir unterscheiden in diesem Zusammenhang zwischen Product Carbon Footprinting, also dem CO₂-Fußabdruck eines einzelnen Produkts, und Corporate Carbon Footprinting, dem CO₂-Fußabdruck eines ganzen Unternehmens.  

Was ist bei der Kommunikation des CO₂-Fußabdrucks nach außen zu beachten?

Transparenz steht für uns an erster Stelle. Während der Corporate Carbon Footprint mittlerweile sogar nahezu verpflichtend errechnet werden muss, ist dies beim Product Carbon Footprinting (noch) nicht der Fall. Unternehmen sollten hier transparent sein und sich überlegen, ob und wie sie diese Emissionen reduzieren können. 

Im nächsten Schritt müssen wir als Unternehmen entscheiden, wie viel wir in der Produktion bereit sind, für die Reduktion der CO₂-Emissionen zu investieren – denn die Kosten müssen am Ende unsere Kund:innen und deren Kund:innen mittragen. Also am Ende jeder von uns. Die Besonderheit bei BASF besteht darin, dass wir nicht nur eine Branche bedienen, sondern sehr breit aufgestellt sind. Als Teil der Wertschöpfungskette haben wir zum Beispiel bei der Herstellung von Konsumgütern wie der Shampoo-Flasche und dem Inhalt einen Einfluss auf den CO₂-Fußabdruck dieses Produkts, aber genauso auch bei einem E-Auto und der Batterie. Da uns Transparenz besonders wichtig ist, kommunizieren wir diesen Fußabdruck, den ein Produkt bei der Produktion hinterlässt, bis es unseren Werkstor verlässt (cradle-to-gate), auch an unsere Partner:innen und diese schließlich auch an den Endverbraucher oder die Endverbraucherin. 

Wo sehen Sie persönlich die größten Herausforderungen in Ihrer Arbeit?

Die Berechnung des CO₂-Fußabdrucks vereint Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Digitale Systeme sind die Grundlage für unsere Produktionsprozesse und Wertschöpfungsketten. Darin liegt allerdings auch die größte Herausforderung – denn wer sich besonders gut mit dem Programmieren von Algorithmen auskennt, ist nicht unbedingt Expert:in für Nachhaltigkeit. Auch das Controlling ist beim Thema Nachhaltigkeit und CO2-Fußabdruck involviert – denn Nachhaltigkeitsziele müssen immer auch finanziell verantwortet und häufig berichtet werden. Diese Säulen zu vereinen ist sehr spannend, erfordert allerdings auch viel Fingerspitzengefühl. 

Wie können Studierende bei BASF einsteigen? 

Studierenden, die bei BASF einsteigen wollen, empfehle ich, sich frühzeitig im Studium zu spezialisieren – das war in meinem Fall Statistik und Politik. Denn spezifisches Fachwissen ist in unserer Branche goldwert. Zudem sollten sie immer über den Tellerrand hinausblicken. Programmierer:innen sollten nicht nur Codes schreiben, sondern sich auch im Klaren sein, was sie da eigentlich programmieren und wie das Ganze im Frontend aussieht. 

Werkstudent:innen müssen bei BASF bereits ein breites Wissen mitbringen, denn unsere Themen sind sehr komplex. Aus diesem Grund stellen wir überwiegend Master-Studierende oder Doktorand:innen ein. Repetitive Aufgaben gibt es bei uns wenig. Stattdessen beschäftigen sich unsere Mitarbeitenden mindestens einmal pro Woche mit einer Thematik, die für sie und viele andere komplett neu ist. Dafür ist eine gewisse Vorerfahrung und umfangreiches Branchenwissen entscheidend.

Noch eine letzte Frage. Auf was sind Sie besonders stolz in Ihrer täglichen Arbeit und was motiviert Sie, am Montag aufzustehen?

Das Thema Nachhaltigkeit ist mir ein persönliches Anliegen. Wenn ich durch den Supermarkt laufe und auf vielen Produkten, bei denen wir Teil der Lieferkette sind, Labels zu CO₂ oder anderen Nachhaltigkeitsindikatoren sehe, dann macht mich das sehr glücklich. Denn dann weiß ich, dass wir nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis einen aktiven Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt leisten. 

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