Die Best-Friends-Kanzleien von Hengeler: Als Anwältin in China
Chinesische Käufer werden aktiver in Europa und deutsche Firmen investieren öfter in China. Das macht das Land zu einem interessanten Zukunftsmarkt. Auch für Anwälte: Dr. Annika Clauss von Hengeler Mueller arbeitete ein halbes Jahr in China – eine juristisch und kulturell spannende Erfahrung.
Der Karriereweg bei Hengeler Mueller beinhaltet einen ca. neunmonatigen Auslandsaufenthalt. Du selbst warst in Hong Kong und Peking. Wie kam es dazu?
Die Arbeit bei Hengeler Mueller ist stark international geprägt. Ich bin als Anwältin auf vielen internationalen Mandaten tätig, auch solchen mit Bezug zu China. Wir arbeiten dabei gemeinsam im Team mit befreundeten ausländischen Kanzleien zusammen, die in ihrer jeweiligen Jurisdiktion führend sind und die wir schon lange aus verschiedenen Projekten kennen, unseren sogenannten "Best Friends".
In den letzten Jahren hat China eine immer größere Bedeutung in unserer Mandatsarbeit bekommen. Daher ist es für uns wichtig, auch vor Ort gut vernetzt zu sein. Einige unserer europäischen "Best Friends-Kanzleien" – Slaughter and May, Uría Menéndez und De Brauw Blackstone Westbroek – haben seit 2009 ein Büro in Peking. Darüber hinaus haben wir gute Kontakte zu führenden chinesischen Kanzleien. Das neu eröffnete Hengeler-Mueller-Büro in Shanghai gab es zur Zeit meines Aufenthalts noch nicht. Durch meine Entsendung nach China hatte ich die Gelegenheit, die Kollegen von Slaughter and May sowie von weiteren befreundeten Kanzleien in China besser kennenzulernen.
Dr. Annika Clauss ist Partnerin im Bereich Corporate/M&A im Frankfurter Büro und Mitglied des "China Desks" von Hengeler Mueller. Sie hat Rechtswissenschaften in Gießen, Genf, Hamburg und Harvard sowie Sinologie in Frankfurt am Main studiert. Außerdem war sie für sechs Monate bei Slaughter and May in Hong Kong und Peking tätig.
Welche Bedeutung hat dieses "Best Friends-Netzwerk" in deiner täglichen Arbeit?
Eine große Bedeutung, seit meiner Rückkehr aus China umso mehr. Es macht natürlich einen Unterschied, wenn man die Kollegen vor Ort persönlich kennt und bei Fragen etwa zum chinesischen Recht einfach kurz anrufen kann. Auch außerhalb des China Desks arbeiten wir in international geprägten Transaktionen oft sehr eng mit unseren "Best Friends" zusammen.
Wieso hast du dich für China entschieden?
Nach China zu gehen lag bei mir auf der Hand. Ich habe schon seit langem ein ausgeprägtes Interesse an China und neben Jura zusätzlich Sinologie studiert. Bei Hengeler Mueller habe ich durch die Arbeit im "China Desk" die Gelegenheit, beides zu verbinden und neben meiner allgemeinen Corporate/M&A-Tätigkeit auch Mandate mit China-Bezug zu bearbeiten. Nachdem ich im beruflichen Alltag viel mit China zu tun habe, war es mir wichtig, auch Erfahrungen mit dem chinesischen Geschäftsleben vor Ort zu sammeln und eine Weile dort zu leben.
Im Übrigen hat sich der chinesische Markt in den letzten Jahren sehr stark entwickelt. Wir sehen in Deutschland vermehrt Unternehmensakquisitionen durch chinesische Käufer – ein Trend, der sich meiner Meinung nach fortsetzen wird. Dafür ist es unerlässlich, zum einen die Wünsche chinesischer Mandanten besser zu verstehen und sich zum anderen mit chinesischen Besonderheiten im M&A-Prozess auseinanderzusetzen, zum Beispiel dem Genehmigungsverfahren für chinesische Unternehmen bei Auslandsinvestitionen oder Unterschieden in der Verhandlungskultur. Umgekehrt haben auch unsere deutschen Mandanten immer mehr Berührungspunkte mit China, sei es durch eigene Investitionen oder durch den Verkauf von Unternehmensbereichen an chinesische Investoren.
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Wie lief der Aufenthalt ab?
Ich habe jeweils die Hälfte der Zeit im Hong Konger und Pekinger Büro von Slaughter and May verbracht. An beiden Orten bin ich sehr freundlich und offen von den Kollegen aufgenommen und ins Team integriert worden. Ähnlich dem Rotationsprinzip bei Hengeler Mueller habe ich dabei mit verschiedenen Partnern auf ganz unterschiedlichen Mandaten zusammengearbeitet. In Hong Kong standen kapitalmarktrechtliche Transaktionen im Vordergrund. In Peking ging es mehr um M&A-Investitionen chinesischer Unternehmen in Europa.
War es für dich eine große kulturelle Umstellung?
Ja, in jedem Fall, aber das war gerade das Spannende an diesem Aufenthalt. Ich hatte durch mein Sinologiestudium schon ein gewisses Verständnis für die chinesische Kultur, spreche Mandarin und habe chinesische Freunde. Das hat das Einleben in Peking deutlich einfacher gemacht. Das Geschäftsleben in China funktioniert allerdings teilweise nach anderen Regeln als im Westen. Es gibt zum Beispiel viele Unterschiede in der Kommunikationskultur. Zudem funktionieren Hierarchiestrukturen in China anders als in Deutschland. Hinzu kommt, dass China sehr vielfältig ist – Patentrezepte gibt es daher nicht. Am besten sammelt man einfach Erfahrungen und versucht jeden Tag, das Umfeld ein bisschen besser zu verstehen. Dabei haben mir meine Kollegen in China sehr geholfen.