Bewerberschule mit Hengeler Mueller: 10 Fragen an Constantin Lauterwein

Personen stehen aufgereiht, ein riesiger Finger zeigt von oben auf eine der Personen, die die Arme triumphierend hebt. Einige der anderen Personen wirken empört

Mit welchen Fragen hinterlässt du im Bewerbungsgespräch einen guten Eindruck? Was hilft gegen Nervosität? Und worauf kommt es beim Smalltalk an? Constantin Lauterwein, Partner bei Hengeler Mueller, gibt Tipps für einen starken Auftritt im Bewerbungsprozess. 

Lauterwein Constantin Partner bei Hengeler Mueller

Constantin Lauterwein ist Anwalt und Partner bei Hengeler Mueller. Er berät und vertritt Unternehmen und Organmitglieder in allen Bereichen des Wirtschaftsstrafrechts, des Ordnungswidrigkeitenrechts und der Corporate Com­pliance. In seiner Position hat er schon viele Lebensläufe gesehen und Bewerbungsgespräche geführt. 

Gibt es einen CV, der Sie besonders überrascht hat?

Eine Schülerin hatte sich bei uns für eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten beworben. Sie kommt ursprünglich aus der Ukraine und war vor einigen Jahren mit ihren Eltern wegen des Krieges nach Deutschland geflohen. Sie hatte hervorragende Schulnoten, engagierte sich ehrenamtlich, malt, musiziert und spricht sechs Sprachen. Ihre Bewerbung hat mich sehr beeindruckt. Gleichzeitig fand ich es allerdings auch schade, dass sie die Schule nicht bis zum Abitur fortsetzen wollte, um daran möglicherweise ein Studium anzuschließen, sondern sich gezwungen sah, so schnell wie möglich ins Berufsleben einzusteigen. 

Eigentlich freue ich mich natürlich nicht über Absagen. In diesem Fall habe ich mich aber umso mehr darüber gefreut, dass sie sich – nachdem wir ihr ein Angebot für die Ausbildungsstelle unterbreitet hatten – doch noch für diesen Weg entschieden hat. Natürlich hätten wir sie sehr gerne in unserem Team gehabt. Aber ich bin sicher, dass ihre Entscheidung richtig war – und wer weiß schon, wann sich die Wege wieder kreuzen.

Welche Themen eignen sich für den Smalltalk vor oder nach dem Interview am besten?

Im Prinzip eignet sich alles, was die Kandidatin oder den Kandidaten gerade tatsächlich beschäftigt. Das kann die ausgefallene Bahn auf dem Weg zum Bewerbungsgespräch sein, aber auch der letzte Urlaub, ein Konzert, ein Sportevent – oder sogar das Wetter, wenn es dazu mehr zu sagen gibt, als dass es einfach nur gut oder schlecht ist. Wichtiger als das Thema ist es, authentisch zu sein.

Wie gehen Bewerber:innen am besten mit Nervosität im Interview um? Kennen Sie Techniken, die funktionieren?

Wie oft im Leben helfen ein Perspektivwechsel und die Überzeugung, dass sich das Gegenüber für mich als Bewerberin oder Bewerber interessiert. Denn wen wir zu einem Gespräch zu uns einladen, den wollen wir wirklich näher kennenlernen. Und genau darum geht es auch im Gespräch: Passen wir zueinander, fachlich wie menschlich? Es ist kein Test, bei dem es richtige und falsche Antworten gibt.

Wie viele Personen nehmen bei Ihnen normalerweise an einem Bewerbungsgespräch teil?

Bei Bewerbungen auf eine Stelle als Rechtsanwältin oder Rechtsanwalt nehmen üblicherweise zwei Partnerinnen oder Partner an den Gesprächen teil. Anschließend folgt ein Mittagessen mit zwei Associates, mit denen sich die Kandidatinnen und Kandidaten informell über den Arbeitsalltag austauschen können.

Hand aufs Herz: Wie wichtig ist das Outfit im Bewerbungsgespräch wirklich?

Das ist schon wichtig. Nicht, weil man bei uns nur mit einem bestimmten Outfit für eine bestimmte Position infrage käme. Der Dresscode hat sich in den letzten Jahren bekanntermaßen stark gewandelt und auch gelockert. Krawatten sieht man zum Beispiel nur noch in Ausnahmefällen, Sneaker dagegen immer häufiger. Trotzdem spielt das Outfit beim Vorstellungsgespräch eine Rolle, weil es, ob nun bewusst oder unbewusst, etwas über die Kandidatin oder den Kandidaten aussagt. Man sollte sich in dem Outfit wohlfühlen und nicht verkleidet wirken – gleichzeitig aber zeigen, dass das Gespräch ein besonderer Anlass ist, auf den man sich entsprechend vorbereitet hat. Wenn man unsicher ist, würde ich im Zweifel eher zu förmlich als zu leger erscheinen.

"Sehr geehrte Frau X, hiermit möchte ich mich als Y bewerben": Geht gut oder geht gar nicht?

Klar geht das – auch wenn der Satz natürlich nicht besonders originell ist. Generell ist der erste Satz eines Bewerbungsschreibens für mich aber nicht entscheidend. Er muss auch nicht besonders originell sein. Weitaus bedeutsamer sind die Inhalte und der Stil des gesamten Anschreibens.

Wie finden Sie Bewerbungsunterlagen ohne Foto?

Ich finde es persönlich immer schade, weil ich gerne ein Gesicht zu den Unterlagen habe. Für die Erfolgsaussichten einer Bewerbung ist die individuelle Entscheidung der Bewerberin oder des Bewerbers, ein Foto mitzuschicken oder es wegzulassen, aber irrelevant. Wir knüpfen unsere Einstellungen nicht an das Aussehen, sondern allein an die fachliche Qualifikation und den menschlichen "Fit".

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Welche Fragen, die Bewerber:innen stellen können, hinterlassen bei Ihnen einen guten Eindruck?

Das sind insbesondere Fragen, die für ein großes Interesse an Hengeler Mueller und der Stelle und eine entsprechende Gesprächsvorbereitung sprechen. Gut finde ich zum Beispiel, wenn jemand darüber berichtet, dass er oder sie eine bestimmte Information auf unserer Homepage oder in einer anderen Quelle gefunden hat und dazu eine konkrete Frage stellt. Auch Fragen zum tatsächlichen Arbeitsalltag – durchaus auch zu möglichen Herausforderungen – finde ich gut. Sie zeigen, dass sich die Bewerberin oder der Bewerber mit uns als Kanzlei auseinandergesetzt hat und ehrliches Interesse mitbringt.

Wenn Bewerber:innen es einmal zum Vorstellungsgespräch geschafft haben, zählt im Weiteren nur noch das persönliche Auftreten oder fließen die Unterlagen auch in die finale Entscheidung mit ein?

Die Unterlagen spielen auch dann noch eine Rolle, sind aber weniger wichtig als noch für den Ersteindruck. Am Ende ist es der Gesamteindruck aus Bewerbungsunterlagen und den Gesprächen, der über die Entscheidung für oder gegen eine Zusammenarbeit bestimmt.

Worin, würden Sie sagen, unterscheidet sich die Personalkultur Ihres Unternehmens grundsätzlich von anderen?

Wir sind davon überzeugt, dass flache Hierarchien und eine ausgeprägte Teamkultur maßgeblich für den Erfolg von Hengeler Mueller sind. In anderen Kanzleien arbeiten junge Associates oft nur den erfahreneren zu und erst Senior Associates haben direkten Kontakt zu den Partnerinnen und Partnern. Das ist bei uns vollkommen – und ganz bewusst – anders. 

Bei Hengeler Mueller arbeiten alle auf Augenhöhe zusammen. Und weil alle Anwältinnen und Anwälte einer Senioritätsstufe gleich verdienen und sich nur die Dauer der Betriebszugehörigkeit auf das Gehalt auswirkt – sowohl bei den Associates als auch später auf Partnerebene – gibt es keine Ellenbogenmentalität. Im Gegenteil: Wer schon mit ausgefahrenen Ellenbogen zu uns kommt, wird sehr schnell merken, dass das nicht zu unserer Kultur passt.

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