Einstieg im Audit bei KPMG: Wachstumsmarkt Wirtschaftsprüfung

Autor*innen
Julia Schmidpeter
Mehrere Stapel Münzrollen und eine Person, die noch einen Stapel dazu trägt. Im Hintergrund ein Tortendiagramm.

Wirtschaftsprüfer müssen nur Zahlen kontrollieren und Häkchen setzen? Weit gefehlt! Angelika Alt-Scherer, Audit-Partnerin bei KPMG, verrät im Interview, worauf es in ihrem Beruf tatsächlich ankommt, wie man chinesische Mitarbeiter führt und warum jetzt der beste Zeitpunkt für den Einstieg in die Wirtschaftsprüfung ist.

Was gefällt Ihnen so gut an KPMG, dass Sie sich zur Rückkehr entschieden haben und dem Unternehmen nun schon seit 13 Jahren die Treue halten?

Was mich am meisten an KPMG begeistert, sind die Menschen – sowohl im Unternehmen als auch auf Mandantenseite – und die fachlich-intellektuellen Herausforderungen der Tätigkeit. Ich arbeite in einem motivierten und engagierten Team aus jüngeren und älteren, erfahreneren Kolleginnen und Kollegen in flachen Hierarchien zusammen. Außerdem schätze ich die Dynamik unseres Geschäfts und die Möglichkeit, im Rahmen von Projekten mit interessanten Mandanten ganz unterschiedlicher Branchen und Größenordnungen zu arbeiten: Ich habe in meiner Zeit bei KPMG börsennotierte Mandate ebenso betreut wie Familienunternehmen und Tochtergesellschaften ausländischer Konzerne und dabei Einblicke in viele Geschäftsfelder und Unternehmensphilosophien gewonnen. 

Außerdem war ich für die KPMG drei Jahre lang in China als sog. Expat tätig und betreue jetzt unter anderem ein börsennotiertes, global tätiges Unternehmen im Bereich Automotive und Industrie. Kurzum, es war und ist nie langweilig.

Angelika Alt-Scherer ist Partnerin im Bereich Audit Attestation bei KPMG [Quelle: KPMG]

Angelika Alt-Scherer (50) ist seit über 25 Jahren im Beruf. Nach dem Studium stieg sie zunächst bei KPMG ein, arbeitete dann einige Jahre bei einem anderen internationalen Prüfungsunternehmen sowie in einer mittelständischen Kanzlei und kehrte schließlich vor 13 Jahren zur KPMG zurück. Seit fast elf Jahren ist sie dort Partnerin im Bereich Audit Attestation.

Wie kam der Auslandsaufenthalt in China zustande?

Im Zuge der üblichen Rotation bei der Betreuung eines börsennotierten Unternehmens ergab sich die Möglichkeit, eine neu zu besetzende Stelle als Partner in Shanghai zu besetzen. Das Angebot habe ich sehr gerne angenommen, zumal die Dynamik der Entwicklung der chinesischen Wirtschaft ebenso reizvoll schien wie die einmalige Gelegenheit in einer für mich völlig fremden Kultur in einer asiatische Metropole von schätzungsweise 23 Millionen Einwohnern zu leben und zu arbeiten.

Was waren Ihre Aufgaben in Shanghai?

Ich war in Shanghai für die Betreuung von Tochtergesellschaften überwiegend deutscher Konzerne zuständig. Zusammen mit meinen Teams – hauptsächlich junge, chinesische Mitarbeiter aber auch Expats aus Europa – habe ich einerseits sogenannte Package-Prüfungen nach IFRS verantwortet, die in der Muttergesellschaft in den Konzernabschluss eingehen. Darüber hinaus war ich für unsere deutschen Kollegen und Kunden zentraler Ansprechpartner für ihre Geschäftsaktivitäten in China. 

Bei Unternehmen, die sich neu in China anzusiedeln planten, ging es hierbei zum Beispiel um Fragen des rechtlichen und steuerlichen Umfelds eines solchen Engagements, den Möglichkeiten, ein Netzwerk aufzubauen und die Geschäfte zu entwickeln. Hierbei fungierte ich als Bindeglied zu unseren Spezialisten in China.

Als Deutsche chinesische Teams leiten: Hat das denn gut funktioniert?

China ist nach meinen Erfahrungen in der Arbeitswelt sehr hierarchisch strukturiert: Es wird – überspitzt ausgedrückt – erwartet, dass "der Chef" alles weiß. Die Mitarbeiter kommen nur selten aktiv mit Vorschlägen und Ideen auf eine Führungskraft zu. Es wird auch weniger diskutiert als in Deutschland und die Kommunikation ist viel indirekter. Am Anfang war es daher wirklich herausfordernd für mich, das Potenzial meiner Mitarbeiter zu erkennen, aber auch von ihnen zu lernen. Aber letztendlich habe ich gemerkt, dass Menschen doch überall gleich "ticken". 

Wertschätzung, Respekt und Toleranz sind immer eine gute Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Man sollte vor allem nicht den Fehler begehen, die eigenen Denkmuster für die einzig richtigen zu halten. Auch aus unserer Sicht führen ungewöhnliche Wege zum Ziel und sind mitunter auch besser, innovativer oder schneller. Ich habe dort viel gelernt und sehr gerne in China gearbeitet.

Gibt es denn ein Ereignis aus Ihrer Zeit in China, an das Sie sich besonders gerne zurückerinnern?

Da gibt es ganz viele. Eines ist mir aber besonders gut im Gedächtnis geblieben, weil es mich so überrascht hat: Chinesen gelten bei uns gelegentlich als nicht sehr rücksichtsvoll im Umgang mit Anderen, vor allem, im öffentlichen Raum. Eines Tages stand ich nun an einer Ampel in der Nähe des Büros, als es plötzlich anfing zu regnen. Da stellte sich eine junge Chinesin neben mich, hielt ihren Schirm über mich und begleitete mich fast bis zu meinem Büro – einfach so und nur weil ich keinen Schirm dabei hatte. Das fand ich unglaublich nett und so gegensätzlich zu den Klischees, die bei uns oft verbreitet sind.

Wertschätzung, Respekt und Toleranz sind immer eine gute Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Angelika Alt-Scherer

Spielen die Erfahrungen, die Sie in China gemacht haben, in Ihrer heutigen Position in Deutschland noch eine Rolle?

Wie bereits erwähnt, bin ich aktuell im Automobil- und Industrieumfeld tätig. Für viele deutsche Industrie- und Automotiv-Unternehmen ist China ein relevanter Wachstumsmarkt – daher ist es auch für uns wichtig zu verstehen, wie die chinesische Wirtschaft funktioniert, welche Trends den Markt bestimmen und wo die Herausforderungen liegen. Wirtschaftsprüfung bedeutet nicht, nur die Zahlen abzuhaken und nachzuvollziehen, ob diese richtig aus dem Rechnungswesen abgeleitet sind und dann richtig in der Bilanz stehen. Das Allerwichtigste ist, das Geschäft des Kunden zu verstehen: Wo sind die Chancen, wo sind die Risiken, was ist die Strategie des Unternehmens? Und dann natürlich die Frage, was das nun für den Abschluss des Unternehmens bedeutet und für die Aussagen, die es in der Öffentlichkeit tätigt.

Im Jahr 2014 hat die EU ein Regelwerk zur Reform der Abschlussprüfung verabschiedet, das seit Mitte 2016 in allen Mitgliedsstaaten angewendet werden muss. Was hat sich durch diese Reform verändert?

Börsennotierte Unternehmen, die sogenannten "Public Interest Entities", müssen nun nach einer gewissen, vom Gesetz vorgeschriebenen Zeit zwingend ihren Abschlussprüfer wechseln. Nach zehn Jahren müssen sie in der Regel die Abschlussprüfung zumindest neu ausschreiben und spätestens nach 20 Jahren den Prüfer wechseln. Wesentliche Wechsel stehen daher in den nächsten Jahren an. Dadurch kommt eine neue Dynamik in den Markt. Gleichzeitig gibt es größere Hürden für Beratungsleistungen, die der Abschlussprüfer für ein geprüftes Unternehmen erbringen darf.

Welche Chancen ergeben sich daraus für die KPMG?

KPMG ist Marktführer im DAX30. Durch die Reform ergeben sich für uns Chancen, den Marktanteil bei den MDax- und TechDax-Unternehmen zu erhöhen, gleichzeitig werden wir andere Mandate abgeben müssen. Da diese Regel auch im EU-Ausland zur Anwendung kommt, gehen wir aktuell auch von einem hohen Zuwachs in unserem sogenannten International Business aus, das heißt, bei der Prüfung von deutschen Tochtergesellschaften ausländischer Konzerne, die in anderen EU-Staaten von der Rotation betroffen sein werden. Wir sehen dem, was vor uns liegt, sehr positiv entgegen.

KPMG wird im Audit dieses Jahr sehr viele Mitarbeiter einstellen. Woher kommt dieser Bedarf?

Das Geschäft unserer Kunden wächst, was zur Folge hat, dass unser breites Leistungsspektrum, welches weit über die Prüfung hinausgeht, vermehrt nachgefragt wird. Das bedeutet Wachstum für uns. Gleichzeitig erhöhen sich die Vielfalt der Leistungen und die Durchlässigkeit der Bereiche Prüfung und Beratung. "Audit" in unserem aktuellen Zuschnitt enthält auch Beratung in Finanzprozessen und Rechnungslegungsfragen ebenso wie Beratung im Bereich von Compliance-, Governance und Assurance.

Unser Ziel bei KPMG ist es, jeden Mitarbeiter so einzusetzen, dass er seine Stärken einbringen und entwickeln kann.
Angelika Alt-Scherer

Weshalb sollte ich bei KPMG einsteigen – und warum speziell in der Region Süd?

Der wichtigste Faktor für einen Einstieg bei KPMG in der Region Süd ist sicherlich das Wachstum, welches neben interessanten Projekten auch sehr gute Karrierechancen mit sich bringt. Darüber hinaus ist bei KPMG im Süden das komplette Produkt- und Leistungsportfolio vertreten, sodass insbesondere Einsteiger die Möglichkeit bekommen, verschiedene Projekte im breiten Service-Spektrum und unterschiedliche Branchen kennenzulernen – im Rahmen der Initiative "Smart Start" zum Beispiel werden Start-up-Unternehmen umfassend betreut. Hier ergeben sich ganz andere Fragestellungen im Vergleich zur "old economy". Wir sind von Anfang an dabei – das ist sehr spannend. Zusammenfassend: die Einsatz- und Entwicklungsmöglichkeiten sind hervorragend.

Unser Ziel bei KPMG ist es, jeden Mitarbeiter so einzusetzen, dass er seine Stärken einbringen und entwickeln kann. Das Aufgabenspektrum ist sehr vielfältig, entsprechend unterschiedlich sollten auch die Stärkenprofile unser Mitarbeiter ausgeprägt sein. Die Vielfalt macht uns stark und flexibel.

Außerdem arbeiten wir intensiv daran, das Arbeitsleben unserer Mitarbeiter flexibler zu gestalten und individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen. Natürlich ist uns bewusst, dass die Erwartungen der jungen Generation sich verändern und Work-Life-Balance neben spannenden Aufgaben und Entwicklungsmöglichkeiten einen hohen Stellenwert hat. So haben wir mittlerweile bestimmte Tätigkeiten zentralisiert: Bestimmte Arbeiten können vom Büro oder gar von Zuhause aus erledigt werden, so dass Reisezeiten und Hotelübernachtungen reduziert werden und wir uns beim Mandanten auf das Wesentliche fokussieren können. Auch die Einführung eines "Casual Friday" und ein regelmäßiger Austausch im Office bei einer Happy Hour sollen dazu beitragen, eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen und sich gut im Unternehmen zu vernetzen.

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Und wie könnte meine Karriere im Audit aussehen?

In der Regel übernehmen Sie nach zwei bis drei Jahren die Aufgaben eines Prüfungsleiters und damit auch bereits erste Verantwortung, Mitarbeiter im Team anzuleiten. In dieser Zeit sammeln die Kolleginnen und Kollegen auch Erfahrungen außerhalb der klassischen Audit-Tätigkeit durch Einsätze in anderen Bereichen. Wer sich für eine Karriere im klassischen Audit entscheidet, legt das Wirtschaftsprüferexamen ab, das in der Regel Voraussetzung ist, um die nächste Stufe zu erreichen und Manager zu werden. In den sogenannten "New Audit Services", also der prüfungsnahen Beratung, ist das Examen hingegen keine zwingende Voraussetzung für die weitere Karriere, wenngleich immer mehr der Kolleginnen und Kollegen dieses dennoch anstreben.

Die nächsten Karrierestufen sind dann die Funktion des Senior Manager und gegebenenfalls die Weiterentwicklung zum Director oder Partner. Wie schnell und in welche Richtung sich jemand entwickelt, hängt stark von den eigenen Neigungen, der persönlichen Situation und natürlich von der Geschäftsentwicklung ab. Sogenannte "Out of the box"-Erfahrungen, wie zum Beispiel Auslandsentsendungen, Projekteinsätze in anderen Services oder in unserer Grundsatzabteilung, sind dabei wichtige Bausteine der Karriereentwicklung.

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