Agiles Arbeiten bei TNG: "Die Kollegen sind die Konstante"
- Luzia Schoser
Dass agiles Arbeiten mehr als nur ein kurzlebiger Trend ist, beweist Sebastian Stamminger. Bereits seit über 15 Jahren arbeitet er im agilen Projektmanagement bei TNG. Vor zehn Jahren haben wir ihm Fragen über seine Aufgaben und die Vorteile von agilem Arbeiten gestellt. Jetzt haben wir ihn wieder gesprochen: Er berichtet über die Veränderungen, über die erfolgreiche Zusammenarbeit und über die Zukunft von agilem Arbeiten.
Sebastian, wurde dir in den 15 Jahren bei TNG nie langweilig? Inwiefern hat sich dein Aufgabenbereich in dieser Zeit verändert?
Langweilig wurde es mir hier zum Glück noch nie. Im Gegenteil: In der Regel wechseln wir alle zwei oder drei Jahre das Projekt. Wenn man also gern immer wieder neue Herausforderungen annimmt, ist TNG als Arbeitgeber ideal. Es ist reizvoll, jedes Mal andere Kunden zu sehen, wie sie arbeiten, worin sie sich unterscheiden. Konzerne sind ganz anders als Mittelständler. Auch die Kulturen und das Arbeiten sind so unterschiedlich – das konnte ich mir vorher gar nicht vorstellen. Die TNG-Kollegen sind dabei die Konstante. Es macht mir großen Spaß mit ihnen zusammenzuarbeiten. Wir sind auf einer Wellenlänge, haben ähnliche Interessen und können uns gut austauschen. Solche Leute an der Seite zu haben, ist einfach eine Freude.
e-fellows.net-Alumnus Dr. Sebastian Stamminger hat Mathematik in München studiert und anschließend an der Jacobs University in Bremen promoviert. Im Februar 2006 stieg er als Quereinsteiger bei TNG Technology Consulting ein und lernte Software Entwicklung. Anschließend leitete er zunächst kleinere und später größere Projekte. Dabei setzt er auf agile Methoden. Mittlerweile ist er Principal Consultant und hat bereits einige Projekte als Product Ower betreut.
Gibt es noch weitere Kollegen, die auch schon so lange wie du bei TNG sind?
Tatsächlich habe ich nicht mehr so viele Kollegen aus meiner Anfangszeit. Das liegt vor allem daran, dass wir vor 15 Jahren bei TNG nur 27 Leute waren. Jetzt sind wir 500. Wir haben mit fünf Prozent im Jahr eine extrem niedrige Fluktuation, ganz besonders für eine Beratung. Nach 15 Jahren sind dann natürlich nicht mehr so viele da.
Was hat sich in den letzten 15 Jahren im agilen Projektmanagement verändert?
Wenn ich mir die letzten Jahre anschaue, hat sich vor allem eines geändert: die Akzeptanz in den Unternehmen. Anfänglich haben die Unternehmen die Arbeitsform eher skeptisch gesehen und sich gefragt, ob sie durch agiles Arbeiten nicht die Kontrolle verlieren und alles ins Chaos verfällt. Mittlerweile wollen alle Unternehmen, auch die Großkonzerne, unbedingt agile Methoden nutzen. Die CEOs möchten alles auf agile Methoden umstellen – wie sie das hinkriegen, ist eine andere Sache. Man stößt nicht mehr auf Gegenwehr, sondern auf offene Türen. Allerdings müssen wir drauf achten, dass wir nicht nur als Feigenblatt herhalten, sondern agiles Vorgehen auch wirklich vorantreiben. Es geht dabei also viel stärker um einen kulturellen Wandel als nur um ein Handwerkzeug.
Und wie hat sich Corona auf eure Arbeit ausgewirkt? Funktioniert agiles Arbeiten auch aus dem Homeoffice?
Ich musste meine Einstellung gegenüber Remote-Arbeit nochmal komplett ändern. Bis vor Corona dachte ich, dass es für agiles Arbeiten ein großer Vorteil ist, wenn ein Team im gleichen Raum sitzt. Ich ging davon aus, dass die Zusammenarbeit dadurch viel besser ist. Bei meinem aktuellen Kunden habe ich gesehen, wie es ist, wenn Scrum-Teams nicht co-located sind. Dort waren Teams auf zwei und teilweise sogar auf drei Standorte verteilt, was die Zusammenarbeit deutlich erschwert hat, da so kein reger Austausch möglich war. Das ist durch Corona viel besser geworden. Die ungleiche Situation war aufgehoben. Alle waren zuhause und alle haben gleich eng zusammengearbeitet. In einer Videokonferenz spielt es keine Rolle mehr, wo man sitzt.
Sebastian Stamminger über Agile Entwicklung bei TNG
Das klingt nach einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Was heißt das für die Zeit nach Corona?
Das ist eine sehr spannende Frage. Wir werden sicher nicht den Zustand von vorher bekommen, aber es wird auch nicht so bleiben, wie es aktuell ist. Sicher werden wir in einer hybriden Version arbeiten, sodass man mit Kollegen im Büro zusammensitzt aber weiterhin auch remote arbeitet. Diese hybride Form wird garantiert wesentlich herausfordernder als die Situation, die wir aktuell haben.
Derzeit arbeiten wir alle komplett von zuhause aus. Nur vereinzelt sind Kollegen auch in den TNG-Büros. Sobald das wieder anders wird und sich Gruppen bilden, stehen wir wieder vor den gleichen Herausforderungen wie vor Corona – dass man nicht alles gemeinsam im Team bespricht, sondern eher mit den Kollegen vor Ort. Das darf natürlich nicht passieren, auch wenn es durch die Rahmenbedingungen begünstigt wird. Daran müssen wir dann aktiv arbeiten und die positiven Errungenschaften aus der jetzigen Zeit mit einbeziehen.
Ich denke, dass es trotzdem viel mehr Remote-Arbeit geben wird. Vor Corona mussten neue TNG-Kollegen nach München beziehungsweise zu einem unserer Standorte ziehen, sodass sie beim Kunden vor Ort sein konnten. Jetzt stellen wir auch Leute ein, die nicht an einem der TNG-Standorte wohnen, sondern dauerhaft remote arbeiten werden. Sobald es wieder möglich ist, werden sie dann ab und zu zum Kunden vor Ort kommen.
Das ist sicherlich ein Vorteil, um deutschlandweit gute Leute zu finden.
Genau, auf diese Weise können wir mehr Leute einstellen. Bis vor Corona dachten wir, dass unsere Kundennähe und das dadurch entstandene Verständnis für seine Bedürfnisse unser Wettbewerbsvorteil ist. Aber durch die Pandemie haben wir gemerkt, dass nicht die räumliche, sondern die mentale Nähe unser Vorteil ist. Es ist egal, wo wir sitzen. Denn wir verstehen den Kunden, weil wir eng mit ihm zusammenarbeiten.
Ergänzung 2023
Viele Teams sind in die Büros zurückgekehrt, nur noch wenige arbeiten vollständig aus dem Homeoffice. Deshalb interessiert uns: Wie sieht die Zusammenarbeit bei euch "nach Corona" tatsächlich aus?
Meine damalige Prognose war überraschend zutreffend. Da auch viele unserer Kunden nach wie vor remote arbeiten, sind inzwischen fast alle Teams verteilt und müssen immer über Video-Konferenzen zusammenarbeiten. Bei der Kundenarbeit ist also remote mit einzelnen Vor-Ort-Treffen die Regel; daran hat sich durch das Ende der Pandemie kaum etwas geändert.
Das Team, mit dem ich aktuell zusammenarbeite, ist eine seltene Ausnahme: Alle Mitarbeiter sind in München, sodass wir tatsächlich die Chance haben, uns regelmäßig vor Ort im Büro zu treffen. Andere Teams planen ihre Treffen um größere TNG-Veranstaltungen wie die Weihnachtsfeier, das Winterretreat oder den BigTechday herum, da hier sowieso alle anreisen.
Bei den Techdays ist also wieder Full House. So wie vor Corona – oder sogar noch voller. Lange Schlangen am Buffet, plötzlich wieder Schwierigkeiten Räume für Workshops zu buchen. Das hat man in den letzten Jahren ganz vergessen. Aber es ist auch schön, dass diese Normalität zurückkehrt. Denn auch wenn diese Treffen nur ein paar Mal im Jahr stattfinden, haben sie einen sehr verbindenden Effekt auf die Leute und wirken lange nach.
Scrum und Kanban werden klassischerweise in der Software-Entwicklung eingesetzt. Sind agile Methoden aber auch für andere Bereiche und Jobs geeignet?
Ursprünglich kommen Scrum und Kanban gar nicht aus der Software-Entwicklung. Kanban ist bei Toyota in der Automobil-Produktion entstanden und wurde erst Jahrzehnte später in die Software-Entwicklung übertragen. Auch Scrum stammt aus Japan und hat ebenso vieles von den Toyota-Produktionssystemen übernommen.
Beim Einsatz agiler Methoden geht es grundsätzlich aber viel weniger um die Branche oder den Bereich, als um die Bereitschaft, das agile Mindset anzunehmen. Außerdem ist Agilität nicht für jedes Unternehmen das Richtige. Man muss sich fragen, ob eine schnelle Time-to-Market, also eine kurze Dauer von der Produktidee bis hin zur Platzierung eines Produkts auf dem Markt, überhaupt gefordert wird. Wenn die Time-to-Market nicht relevant ist, sondern man mit langsamen Entwicklungszyklen effizienter arbeitet, sind agile Methoden nicht dienlich.
Oft spielt die Time-to-Market heutzutage allerdings eine große Rolle, da keiner mehr jahrelang auf ein Produkt wartet. Wenn man also hohe Flexibilität, Variabilität und eine schnelle Time-to-Market braucht, sind agile Ansätze genau das Richtige. Sie vermitteln die richtigen Denkanstöße, wie man sich organisieren muss, um dahin zu kommen. Das ist unabhängig davon, ob ein Unternehmen in der Software-Entwicklung arbeitet oder Hardware-Produkte herstellt.
Durchstarten bei TNG: Informier dich hier
Es gibt auch Kritik an agilem Arbeiten, unter anderem, dass es durch die vielen Meetings und häufigen Absprachen sehr zeitaufwändig sei. Kannst du diese Kritik nachvollziehen?
Die Kritik an der Vielzahl der Meetings und den Begriff "Meeting Bloat" habe ich schon oft gehört. Aber es ist recht einfach: Wenn ein Meeting mehr Zeit kostet, als es bringt, macht man es falsch. Gute Meetings sparen Zeit, meist sogar sehr viel, denn durch die Meetings wird häufig verhindert, dass Dinge doppelt gemacht werden oder Teilergebnisse nicht zusammenpassen, weil sie nicht richtig abgestimmt wurden. Wenn dann etwas korrigiert werden muss, dauert es oft viel länger.
Auch die Retrospektiven, bei denen das Team den letzten Sprint reflektiert, um Verbesserungsideen für die künftige Arbeitsweise zu finden, bringen ein Vielfaches von dem, was sie kosten. Viele sparen aber genau daran ein. Dabei bieten diese dem Team die Möglichkeit, die eigene Performance zu verbessern. Oft ist das Potenzial noch sehr stark ungenutzt.
Wie sieht die Zukunft des agilen Arbeitens aus?
Einen Ausblick, wohin es geht, finde ich spannend. Viele der agilen Methoden lassen sich schon heute gewinnbringend einsetzen, vor allem in der Zusammenarbeit im Team. Wenn Leute als Team zusammenarbeiten, entsteht etwas, das mehr als die Summe seiner Teile ist. Jeder kann seine Stärken einbringen und man kann sich gegenseitig unterstützen. Je diverser ein Team ist, desto interessanter und produktiver ist die Ergebnisfindung.
Doch die westliche Welt fokussiert sich noch immer nicht auf die Zusammenarbeit im Team. Wir lernen in der Schule eher Einzelarbeit und auch im Job sind unsere Bewertungssysteme, die Bezahlung und Incentivierungen sehr individuell und nicht auf Teams gemünzt. Obwohl Teamwork ein großes Potenzial hat. Ich bin gespannt, wie sich die Arbeitswelt weiterentwickelt, wenn sich der Trend hin zu Teamwork auch hier durchsetzt. Aktuell arbeiten viele große und auch sehr erfolgreiche Unternehmen noch immer verstärkt im Einzelmodus. Führungskräfte müssen zukünftig viel stärker herausfinden, was ihre Mitarbeiter für eine gute Zusammenarbeit brauchen. Wirklich agil zu werden, ist vor allem für große Unternehmen ein schwieriger Weg. Aber wenn man es kontinuierlich probiert, klappt es auch. Das Schöne ist, dass bei TNG Teamwork und ein starker Zusammenhalt bereits heute gelebt werden und kein TNGler mehr darauf verzichten möchte.
Find deinen Job bei TNG
In Kooperation mit TNG Technology Consulting
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit TNG Technology Consulting entstanden. Die Münchner Unternehmensberatung hat einen Schwerpunkt auf Agiler Softwareentwicklung, Künstlicher Intelligenz und DevOps & Cloud.