Jurastudium: Was kostet ein Jura­stu­dium?

Autor*innen
Sabine Olschner
Eine Hand umfasst ein Bündel Gelscheine, eine andere Hand ist auf das Geld wartend ausgestreckt

Bevor Juristen (hoffentlich) gutes Geld verdienen, müssen sie erst einmal investieren – und zwar in ihre Ausbildung. Das Jurastudium hat im Vergleich zu anderen Studiengängen dabei ein paar zusätzliche Kostenstellen.

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Wer auf die Frage nach den Kosten für ein Jurastudium als Antwort eine konkrete Zahl erwartet, den müssen wir leider enttäuschen: Zu unterschiedlich sind die Ausgaben für Studierende (aller Fächer), denn wie viel er oder sie letztlich braucht, hängt von vielen Faktoren ab.

Einer der größten Kostenfaktoren ist sicherlich der Studienort: In einer teuren Stadt wie München, Hamburg oder Köln kostet eine Wohnung natürlich mehr als etwa in Greifswald oder Halle-Wittenberg (wo man rechtswissenschaftliche Studiengänge belegen kann, siehst Du übrigens in unserem LTO-Uni-Guide hier). Laut der 21. und damit aktuellsten Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, der größten Studierendenbefragung Deutschlands, mussten Studierende im Jahr 2016 in Deutschland im Schnitt 323 Euro für Wohnkosten veranschlagen.

In München hingegen betrugen die Kosten für Miete einschließlich Nebenkosten im gleichen Jahr 375 Euro. Das macht pro Jahr schon einmal über 600 Euro Unterschied – und diese Werte sind mittlerweile über fünf Jahre alt.

Ein Jurastudium dauert lange

"Durchschnittlich haben Studierende in Deutschland 914 Euro monatlich zur Verfügung. Ihre größten Ausgabenposten sind die Wohnkosten, es folgen 168 Euro im Schnitt für die Ernährung und 94 Euro für die Fortbewegung", erläutert Stefan Grob, Referatsleiter Presse beim Deutschen Studentenwerk. "Wir gehen davon aus, dass die Studierenden von den 914 Euro keine nennenswerten Rücklagen bilden können", fährt Grob fort. "Wenn man diese Ausgaben auf die elf Semester hochrechnet, die das Jurastudium im Schnitt dauert, landet man bei rund 60.000 Euro. Zugegeben eine sehr grobe Rechnung, aber als Orientierungsgröße sicher nicht schlecht."

Klar ist: Legt man die Dauer des Studiums bei der Berechnung zugrunde, schneiden Jurastudierende schlechter ab als Studierende, die etwa ein Bachelorstudium absolvieren. Während Jurastudierende bis zum Ersten Staatsexamen laut dem Bundesamt für Justiz im Schnitt elf Semester benötigen (im Saarland sind es sogar 13 Semester), ist der Bachelor laut Statistischem Bundesamt im Schnitt schon nach gut sieben Semestern abgeschlossen. Schließen Bachelor-Studierende einen Master an, kommen sie zwar auch auf 11,7 Semester im Schnitt – doch angehende Juristinnen und Juristen haben nach ihrem Ersten Staatsexamen auch noch das Referendariat vor sich, in dem sie immer noch nicht voll verdienen. Kommt ein Auslandsjahr dazu, verlängert sich die Studienzeit noch einmal.

Angehende Juristen brauchen viel Literatur

Ein weiterer Unterschied zwischen dem Jurastudium und anderen Studiengängen ist die Studienliteratur. Die Anschaffung von Skripten, Büchern und Gesetzestexten können den Geldbeutel mitunter stark strapazieren. "Vor allem jüngere Semester machen oft den Fehler, dass sie sich alle Bücher, die in den Vorlesungen empfohlen werden, direkt anschaffen", sagt Dr. Britta Wolff, Fachstudienberaterin und Leiterin des Prüfungsamtes an der Ludwig-Maximilians-Universität München. "Das halte ich für verkehrt. Viel besser ist es, sich die Empfehlungen erst einmal in der Bibliothek anzuschauen und zu entscheiden, mit welchen Büchern man am besten arbeiten kann. Viele der Bücher, die von verschiedenen Personen empfohlen werden, haben die gleichen Inhalte."

Statt alle Bücher selber im Regal stehen zu haben, ist es oftmals sinnvoller, sie in der Fach- und Universitätsbibliothek zu nutzen. "Vor allem wer ohnehin viel in der Bibliothek arbeitet, kann auf den Kauf der meisten Bücher verzichten", meint Wolff. Standardwerke seien in der Regel in ausreichender Anzahl vorhanden und ließen sich oft sogar ausleihen. Spezialtitel könnten hingegen auch mal längere Wartezeiten haben. Vor allen unmittelbar vor Klausurterminen wird es dann nicht selten knapp mit der Bücheranzahl für ein bestimmtes Gebiet, weil alle darauf zugreifen wollen.

Früh da sein und sich das notwendige Material sichern, ist Antonia Baumeisters Spartipp zum Thema Bücher. Wer doch nicht auf eigene Bücher verzichten will, um sie zum Beispiel mit Notizen zu versehen, kann nach gebrauchten Exemplaren Ausschau halten. Viele Fachschaften veranstalten Bücherbörsen, bei denen Studierende höherer Semester ihre Literatur verkaufen. "Vor dem Kauf sollte man sich allerdings informieren, wie viel sich seit der letzten Auflage verändert hat", rät Baumeister, stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbands rechtswissenschaftlicher Fachschaften. Veraltete Informationen helfen beim Studium schließlich nur bedingt weiter.

Online-Zugänge zu juristischen Datenbanken besorgen 

Nicht erst seit Corona, aber seitdem sicherlich vermehrt, ist das Angebot an digitalen Medien in den Hochschulbibliotheken gewachsen. Universitäten haben die Lizenzen für Online-Ausgaben verschiedener Verlage aufgestockt, sodass mehr Studierende auch aus der Ferne darauf zugreifen können. Die Literatur kann je nach Bedarf modulweise heruntergeladen werden. Wer einen Nebenjob in einer Kanzlei hat, darf manchmal auch dort auf Online-Zugänge für Literatur zugreifen. "Da vor allem kleine Kanzleien nur die Module haben werden, die für sie von Interesse sind, kann es sich lohnen, für den Nebenjob eine Kanzlei auszuwählen, die sich mit dem Schwerpunktfach im eigenen Studium befasst – da findet sich dann genügend Literatur", so ein weiterer Tipp von Baumeister.

Um die Anschaffung eigener Gesetzestexte kommen Jurastudierende allerdings nicht herum, denn mit diesen Texten müssen sie arbeiten und sie bei Klausuren dabeihaben. Rund 30 Euro kostet zum Beispiel die Loseblattsammlung von Habersack (vormals Schönfelder) oder Sartorius. Hinzu kommen drei- bis viermal im Jahr aktuelle Ergänzungslieferungen, die um die 15 Euro kosten. "Je früher man sich Loseblattsammlungen anschafft, umso teurer wird es, weil man dann jahrelang für Nachlieferungen bezahlen muss", erklärt Baumeister.

Uni-Rep statt kommerzieller Anbieter

Ein weiterer Kostenpunkt im Jurastudium, den Studierende anderer Fächer nicht haben, ist das Repetitorium. Pro Seminar werden hier circa 100 bis 200 Euro fällig. Die Skripte dazu kosten meist extra. Sparen können Jurastudierende, wenn sie auf die kostenlosen Rep-Angebote ihrer Universitäten setzen. Nur: Diese sind von der Qualität allerdings sehr unterschiedlich.

Außerdem: "Kaum einer macht sich bei der Wahl der Universität Gedanken darüber, wie gut später das Uni-Rep ist", sagt Baumeister. "Wer wirklich auf den Cent schauen muss, täte allerdings gut daran, sich vor der Einschreibung über die kostenlosen Möglichkeiten eines Reps und dessen Qualität zu informieren." Denn die Ausgaben für ein kommerzielles Repetitorium können hoch werden. "Viele nehmen deswegen zum Studienende sogar einen Kredit auf", so die Erfahrung der Bundesfachschaftsvertreterin.

Ein weiterer Kostenpunkt, den viele nicht auf dem Schirm haben: Je nach Bundesland variieren die Kosten für den Versuch zur Notenverbesserung. Die erneute Examensmeldung ist mancherorts kostenlos, in anderen Bundesländern werden bis zu 400 Euro dafür verlangt. 

© lto.de. Artikel zum Jura-Studium bietet die Rubrik "Studium & Referendariat" von Legal Tribune ONLINE

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